Sind schlechte Zähne angeboren?

Diese Frage lässt sich weder mit einem klaren Ja oder Nein beantworten. Denn meist sind es mehrere Faktoren, die Krankheiten im Mund auslösen. So spielen in vielen Fällen zwar unsere Gene eine Rolle, entscheidend sind jedoch vielmehr unsere Lebensgewohnheiten wie Ernährung und die tägliche Mundhygiene. Zudem können regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen in der Zahnarztpraxis Krankheiten frühzeitig aufdecken.

Auch schlechte Angewohnheiten werden „vererbt“

„Bereits im Baby- und Kleinkindalter werden die Weichen für gesunde Zähne und Mund gestellt“, erklärt Prof. Dr. Katrin Bekes, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Kinderzahnmedizin und Leiterin des Fachbereichs Kinderzahnheilkunde der Universitätszahnklinik Wien. „Zahngesunde Ernährung, tägliche gründliche Mundhygiene und regelmäßige Vorsorgen in der Zahnarztpraxis sollten von Anfang an dazugehören.“ Kinder lernen von ihren Eltern, indem sie genau beobachten und nachahmen. Ungünstige Gewohnheiten wie täglich viel Süßes oder schlechte Mundhygiene werden somit ebenfalls „vererbt“.

Karies: Zuckerkonsum und Zahnpflege entscheidend

Karies entsteht durch den Stoffwechsel bestimmter, krankmachender Bakterien im Mund. Zwar bestimmen die Gene, wie widerstandsfähig der Zahnschmelz ist und welche Bakterien im Mund vorkommen. Dennoch spielen der Zuckerkonsum und die tägliche Mundhygiene die entscheidende Rolle, ob Karies entstehen kann: Zahnbelag bildet sich täglich neu. Reicht die tägliche Mundhygiene nicht aus, um ihn zu entfernen, können sich hier Kariesbakterien ansiedeln. Sie wandeln Zucker aus Speisen und Getränken in zahnschädigende Säuren um. Die Säuren lösen Mineralien aus dem Zahnschmelz und entkalken ihn. Dadurch entstehen zunächst weiße Flecken (white spots) als Zeichen einer beginnenden Karies auf der Zahnoberfläche. Nach längerer Zeit kann ein Loch im Zahn entstehen. Karies macht eine Behandlung notwendig.

Frühkindliche Karies häufig ein Problem

„Obwohl sich die Zahngesundheit von Kindern und Jugendlichen in den letzten Jahren stark verbessert hat, ist Karies bei Kindern unter drei Jahren nach wie vor ein Problem“, so Bekes. Sind die oberen Schneidezähne betroffen, sprechen Zahnmediziner von einer sogenannten Frühkindlichen Karies, früher auch als Nuckelflaschenkaries bezeichnet. Häufig ist die Nuckelflasche als ständiger Begleiter mit Milch, süßem Tee, Saft oder auch Saftschorlen gefüllt. Die zuckerhaltigen Getränke umspülen die Zähne beim Saugen. Karies kann schnell entstehen und bedarf einer Behandlung. Idealer Durstlöscher ist Wasser. Frühkindliche Karies ist nicht nur ein ästhetisches Problem, sondern kann das Kauen und die Sprachentwicklung der Kinder erheblich beeinträchtigen. Zudem erleben Kinder mit stark kariösen Zähnen nicht selten eine soziale Ausgrenzung. Und: Kinder mit Karies an den Milchzähnen haben auch häufiger Karies an den bleibenden Zähnen!

Ab dem ersten Zahn zur Vorsorge

Sobald der erste Milchzahn durchgebrochen ist, sollten Eltern mit ihrem Baby einen Vorsorgetermin bei ihrer Zahnärztin oder ihrem Zahnarzt wahrnehmen. Dabei geht es zunächst darum, die Eltern zum richtigen Zähneputzen, zu zahngesunder Ernährung und dem richtigen Einsatz von Fluoriden zu beraten. Bei den Terminen wird gleichzeitig durch einen kindgerechten Umgang eine angstfreie Beziehung zur Zahnarztpraxis und zwischen Kind und Zahnärztin oder Zahnarzt aufgebaut. Kinder, die von Anfang an regelmäßig zu zahnärztlichen Vorsorgeuntersuchungen gehen, haben weniger kariöse Zähne als Kinder, die Vorsorgeuntersuchungen nicht wahrnehmen. Für Säuglinge und Kleinkinder übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen regelmäßige zahnärztliche Vorsorgen – ähnlich der kinderärztlichen Vorsorgeuntersuchungen.

Gene und Zähne

So wie unsere Gene Haar- oder Augenfarbe bestimmen, haben sie auch einen Einfluss auf die Struktur, Form und Stellung der Zähne. Ebenso ist erblich bedingt, wann sich welche Zähne entwickeln und wieviel Platz sie im Kiefer haben. Manche Fehlstellungen kommen somit in Familien gehäuft vor und machen eine Behandlung in der kieferorthopädischen Praxis notwendig. Die individuelle Zahnfarbe ist hingegen ein Zusammenspiel aus Erbanlagen und Umwelteinflüssen. So ist die Dicke und Zusammensetzung des Zahnschmelzes individuell verschieden und der Zahnschmelz wird im Laufe des Lebens dünner. Die Zähne erscheinen gelber. Ursache gelber Zähne können aber auch Rauchen oder der Konsum von Kaffee und Rotwein sein. Ebenso kommen bei einer Parodontitis, einer Entzündung des zahnumgebenden Gewebes, mehrere Faktoren zusammen. Ursache der Entzündung zunächst im Zahnfleisch sind bestimmte Bakterien. Ob und wie schnell sich die Entzündung über das Zahnfleisch hinaus ausbreiten kann, hängt wiederum individuell vom Immunsystem ab, das durch Gene beeinflusst wird.

Fazit für die Praxis: Die eigene Mundgesundheit haben die meisten Menschen selbst in der Hand. Je früher man die tägliche Zahnpflege durchführt und beibehält, umso größer ist die Chance auf den langen Komfort eigener, gesunder Zähne.

 

Quelle: Initiative proDente e.V.

Wie lange hält eigentlich ein Implantat?

Zahnimplantate sind oft ein geeigneter Weg, um einen Zahnverlust im Alter oder aufgrund einer Zahnerkrankung oder eines Unfalls zu korrigieren, um wieder ein gleichmäßiges Gesamtbild zu erzeugen. In Bezug auf eine bevorstehende Implantatbehandlung stellen sich Patienten oft die Frage, wie langlebig diese sind. Wir haben im Folgenden zusammengefasst, welche Aspekte bei Zahnimplantaten und deren Haltbarkeit zu berücksichtigen sind.

Zahnimplantate können sehr lange halten, wenn sie richtig gepflegt werden.

Die Haltbarkeit von Implantaten kann im Allgemeinen sehr gut prognostiziert werden, wenn Zahnimplantate erfolgreich einwachsen und im Rahmen einer professionellen Nachsorge in der Zahnarztpraxis regelmäßig gepflegt und kontrolliert werden. Aktuelle Untersuchungen zeigen, dass 96 % der Implantate im Durchschnitt nach mehr als 10 Jahren noch unversehrt sind. Nach 15 Jahren beträgt die Erfolgsrate ungefähr 92 %. Zahnimplantate haben in der Regel kein „Ablaufdatum“, aber es gibt verschiedene Faktoren, die die Haltbarkeit eines Implantats beeinflussen.

Die Haltbarkeit eines Zahnimplantates wird durch folgende Faktoren bestimmt:

1. Qualität und Angebot an Kieferknochen

Ausschlaggebend für die Lebensdauer eines Implantates ist meist nicht das Implantat selbst, sondern das umgebende Fundament. Damit ist die Qualität von Kieferknochen und Zahnfleisch gemeint. So stellt genügend vorhandener Kieferknochen, der dem Implantat Stabilität bietet, die Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Implantation dar. Zudem können Implantate lediglich in entzündungsfreien Kieferregionen gut festwachsen. Zahnfleischerkrankungen und Entzündungen im Knochen sollten daher vor dem Implantateinsatz behandelt werden.
Ebenfalls kann sich ein zu frühes Belasten der Implantate negativ auf das Knochenfundament auswirken. Zahnersatz wie Brücken oder Kronen sollte daher erst dann auf die Implantate aufgesetzt werden, wenn die Einheilungsphase vollständig abgeschlossen ist.

2. Prothetische Versorgung

Auch der Zahnersatz, der auf den entsprechenden Implantaten befestigt werden soll, muss sorgfältig ausgewählt werden, um die Belastung gering zu halten und die Haltbarkeit der Zahnimplantate zu verlängern. Eine präzise individuelle Anpassung von Kronen oder Brücken ist entscheidend, um Spannungen auf die Implantatschraube zu vermeiden und zudem eine simple Reinigung dieser für PatientInnen zu ermöglichen. Nur so kann Zahnfleischentzündungen vorgebeugt werden, die die Lebensdauer von Zahnimplantaten negativ beeinflussen können.

3. Die Gesundheit des Patenten

Erkrankungen, die den Stoffwechsel oder die Reaktionslage von Patientinnen beeinflussen, also die Art und Weise, wie der Körper auf das eingesetzte Zahnimplantat reagiert, können ebenfalls die Haltbarkeit von diesen negativ beeinflussen, auch wenn diese nicht zwangsläufig zum Implantatverlust führen. Dazu zählen neben schweren Erkrankungen sowie Risikofaktoren, wie Parodontitis und Rheuma auch die Einnahme bestimmter Medikamente, die den Knochenstoffwechsel stören.

5. Regelmäßige Nachsorge und Mundhygiene

Ist die Behandlungsphase abgeschlossen und beginnt die Nutzungsphase des Zahnersatzes, ist eine regelmäßige Nachsorge in der Zahnarztpraxis entscheidend, um die Funktionstüchtigkeit der Zahnimplantate und damit auch die Haltbarkeit positiv zu beeinflussen. Je optimaler zudem die tägliche Mundhygiene der PatientInnen ausfällt, umso größer ist auch die langfristige Erfolgsprognose bei Zahnimplantaten. Zudem ist die regelmäßige Durchführung einer professionellen Zahnreinigung in der Zahnarztpraxis unerlässlich, um einer Entzündung vorzubeugen.

Was bringen Aktivkohle-Zahnpasten?

Auf dem Markt sind zahlreiche Zahnpflegeprodukte erhältlich, die ein strahlendes Weiß der Zähne versprechen. Einige können leichte Zahnverfärbungen entfernen, während andere nur leere Marketingversprechen sind. Andere greifen sogar den Zahnschmelz an, was auf Dauer die Zähne schädigen kann. Die Aktivkohle Zahnpasta zählt zu diesen Trend-Produkten. Wir haben uns mit der Frage auseinandergesetzt, ob diese tatsächlich dazu beiträgt, die Zähne aufzuhellen, oder ob sie eher schädlich ist.

Aktivkohle ist aus Kohlenstoff hergestellt und hat eine feinkörnige, schwarze Granulatstruktur. Aktivkohle wird in der Medizin daher besonders oft bei Magen-Darm-Beschwerden verwendet, da sie die besondere Fähigkeit hat, Bakterien und Giftstoffe aufzunehmen. Sie wird aber auch zunehmend im zahnmedizinischen Bereich eingesetzt. So werden Aktivkohle besonders schonende und effektive aufhellende Eigenschaften zugeschrieben. Da Zahnverfärbungen bei Aktivkohleprodukten nicht durch Reibung (mittels Schleifpartikel) entfernt werden, sondern durch Adsorptionskraft („Ansaugen“). Auf diese Weise soll Aktivkohle Bakterien und Schmutzpartikel binden und somit die Zähne aufhellen.

Was macht die Aktivkohle mit den Zähnen?

Aktivkohle kann in unterschiedlichen Formen zur täglichen Zahnpflege verwendet werden:

  • Als Zusatzstoff in Zahnpasta (Aktivkohle Zahnpasta)
  • in Kapselform
  • als Zahnputzpulver

Vergleicht man Vorher-Nachher-Bilder von Zähnen, die mit Aktivkohle behandelt wurden, zeichnet sich häufig ein deutlich aufgehelltes Ergebnis ab. Speziell bei Aktivkohle Zahnpasta resultiert das Ergebnis allerdings nicht aus der von Herstellern versprochenen Adsorptionskraft, sondern, ähnlich zu anderen Whitening-Zahnpasten, wird die Zahnaufhellung mechanisch erreicht. Denn die Aktivkohle hat sich vor ihrem Einsatz bereits über einen längeren Zeitraum mit anderen Inhaltsstoffen gemeinsam in einer Tube befunden. Somit ist die Bindekraft durch die anderen Inhaltsstoffe vermutlich bereits erschöpft und im Mund nicht mehr aufnahmefähig.

So enthält die zugesetzte Aktivkohle kleine Schleifkörper, die beim Putzen oberflächliche Verfärbungen von den Zähnen abtragen. Das Prinzip funktioniert gleichermaßen zu anderen Whitening-Zahnpasten. Den Grad des Abriebs geben Hersteller mittels des RDA-Wertes an. Dieser liegt bei regulärer Zahnpasta bei einem Wert zwischen 40 bis 80. Je höher der Wert ausfällt, desto stärker ist der Schleifeffekt. Wer Aktivkohle für die Zähne verwenden möchten, sollten deshalb darauf achten, dass diese den Maximalwert nicht überschreitet.

Statt Aktivkohle Zahnpasta aus der Tube empfiehlt sich daher die Behandlung mittels Aktivkohlepulver oder Aktivkohle-Kapseln, aus derer eine eigene Paste hergestellt wird. Dafür das Pulver oder die zerstoßenen Kapseln mit etwas Wasser zu einer Paste verrühren und anschließend auf die Zähne aufputzen. Einige Minuten einwirken lassen und den Mund gründlich mit Wasser ausspülen.

Risiken: Gefahr für Zahnschmelz und Mundflora?

Obwohl Zahnprodukte mit Aktivkohle als Trendprodukt gehandelt werden, herrscht unter ZahnexpertInnen dennoch Uneinigkeit darüber, ob diese nicht schädlich für die Zähne sein könnten. Daher gilt es, auch die Risiken von Aktivkohle Zahnpasta zu beleuchten.

Grundsätzlich muss zudem festgehalten werden, dass keinen wissen­schaft­li­chen Beweis dafür gibt, dass Aktiv­kohle-Zusätze die Zähne tatsäch­lich aufhellen.

Zum einen steht die Adsorptionskraft der Zahnpasten in der Kritik. Denn auch wenn die Aktivkohle Zahnverschmutzungen und schädliche Bakterien effektiv entfernen können, nimmt die Kohle bei diesem Prozess ungefiltert alles auf. So kann der Wirkstoff nicht zwischen schädlichen und für eine gesunde Mundflora notwendigen Bakterien unterscheiden.

Als problematisch kann außerdem erachtet werden, dass lediglich ein sehr geringer Teil an Anbietern von Aktivkohle Zahnpasta ihren Präparaten Flourid zusetzt. Das Spurenelement trägt effektiv zum Schutz vor Karies bei. Ist Fluorid einer Zahnpasta nicht zugesetzt, steigt folglich das Risiko für destruierende Zahnerkrankungen. Doch selbst wenn Aktivkohle Präparaten Fluorid beigesetzt ist, können diese vermutlich nicht dieselbe Wirkung entfalten, wie Präparate ohne Aktivkohle. Denn die Bindewirkung der Aktivkohle steht im Verdacht, die Wirkungsweise des Fluorids zu mindern.

ExpertInnen zufolge sollte zudem besonders bei einer bestehenden Parodontitis auf die Anwendung von Aktivkohle Zahnpasta verzichtet werden. Die Kohlepartikel können sich in den krankheitsbedingten Hohlräumen ansammeln und zu unschönen gräulichen bis schwarzen Verfärbungen führen.

Fazit: Weiße Zähne durch eine umfangreiche Zahnhygiene

Wer seine Zähne nachhaltig aufhellen möchte, sollte hierfür auf eine umfangreiche Zahnpflegeroutine zurückgreifen. Dazu gehört neben der täglichen Reinigung auch die Durchführung einer regelmäßigen professionellen Zahnreinigung, im Rahmen derer Beläge sowie Verfärbungen vom Zahn effektiv entfernt werden. Wer seine Zahnfarbe um mehrere Töne aufhellen möchte, für den empfiehlt sich der Rückgriff auf ein professionelles Bleaching.

 

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Quelle: Dr. Pink und Kollegen, München

Die Folgen von Zöliakie für die Zahngesundheit

Immer mehr Menschen leiden an den Folgen einer Glutenunverträglichkeit. Allerdings hat diese Krankheit viele Gesichter. Darum ist eine Diagnose nicht immer einfach.

Etwa ein Prozent der Weltbevölkerung leidet an Zöliakie, einer chronischen Autoimmunerkrankung, die sich auch durch orale Symptome zeigen kann. Am 16. Mai wurde der Welttag der Zöliakie gefeiert, um die Aufmerksamkeit auf diese Krankheit zu lenken. Glutenproteine, die in Weizen, Gerste, Roggen und einigen Hafersorten vorkommen, sind die Ursache für Zöliakie. Eine glutenfreie Ernährung spielt eine wichtige Rolle bei der Vorbeugung schwerwiegender Darmschäden bei Personen mit Zöliakie.

Wie kommt es zu Zöliakie?

Kürzlich haben Wissenschaftler der Universität Bielefeld neue Erkenntnisse darüber erlangt, wie Gluten das sogenannte Leaky-Gut-Syndrom (durchlässiger Darm) bei Zöliakie hervorruft. Ein zentrales Ergebnis der Studie zeigt, dass ein spezifisches Eiweißpeptid, welches bei aktiver Zöliakie gebildet wird, Strukturen im Nanomaßstab, sogenannte Oligomere, formt und sich in einem Modell von Darmzellen anreichert. Diese Oligomere können die normalerweise dicht verschlossene Darmschleimhaut öffnen und so zum Leaky-Gut-Syndrom führen.

Auswirkungen auf die Zahngesundheit?

Die Frage nach Ursache und Wirkung ist dabei entscheidend: Da Gluten täglich konsumiert wird, stellte sich die Frage, welche molekularen Auslöser bei Zöliakie-Patienten zur erhöhten Darmdurchlässigkeit führen. Die Entstehung von Oligomeren hat sich als schädlich für das Zellnetzwerk der Darmschleimhaut erwiesen. Dadurch können Glutenpeptide, Bakterien und andere Schadstoffe leichter in den Blutkreislauf gelangen. Dies führt bei Zöliakie zu Entzündungen und einer Autoimmunantwort. Dr. Verónica Dodero, die Hauptautorin der Studie, erklärt: „Unsere Ergebnisse unterstützen die medizinische Hypothese, dass eine durch Glutenpeptide verursachte Schwächung der Darmbarriere bei Zöliakie-Patienten eine Ursache und nicht die Folge der Immunreaktion ist.“

Eine Übersichtsarbeit aus Italien zeigt, dass Zöliakie sich auch oral manifestieren kann: Rezidivierende aphthöse Stomatitis, Zahnschmelzdefekte sowie ein verzögerter Zahndurchbruch wurden besonders häufig beschrieben.

Es ist für uns als Zahnärzte von großer Bedeutung, die potenziellen oralen Ausprägungen von Zöliakie zu identifizieren und die betroffenen Patienten entsprechend zu beraten und zu therapieren. Die Lebensqualität der Patienten kann durch eine rechtzeitige Diagnose und den Wechsel zu einer glutenfreien Ernährung deutlich verbessert werden.

Quelle: Maria G. Herrera et al. The Celiac-Disease Superantigen Oligomerizes and Increases Permeability in an Enterocyte Cell Model. Angewandte Chemie

Mit dem Intraoralscanner wird vieles angenehmer!

Einige zahnärztliche Behandlungen erfordern Abdrücke vom Kiefer. Eine herkömmliche Anfertigung eines Kieferabdrucks durch Abformmasse ist jedoch für viele PatientInnen unangenehm. Heutzutage kommen immer mehr digitale Geräte zum Einsatz, um eine bequeme und angenehmere Behandlung zu ermöglichen. Der Intraoralscanner ist einer von ihnen. Dieser ersetzt die bekannte Methode, Kieferabdrücke anzufertigen. In kurzer Zeit werden mithilfe eines Intraoralscanners hochauflösende Kieferbilder auf dem Computer zu einem digitalen Modell kombiniert, was eine detaillierte Arbeit ermöglicht und den Komfort für die Patienten verbessert. Ich habe für Sie weitere Informationen zur Diagnostik und Abdrucknahme mit dem Intraoralscanner zusammengestellt.

So funktioniert’s

Um die besten Ergebnisse zu erzielen und die Behandlung für den Patienten bzw. die Patientin möglichst angenehm zu gestalten, nutzt wir seit einiger Zeit einen Intraoralscanner. Mit modernster Technik erfasst der Intraoralscanner den Kiefer und generiert ein digitales Bild, das statt eines herkömmlichen Abdrucks verwendet werden kann. Eine Kamera nimmt die obere und die untere Zahnreihe auf. Tausende von Bilder werden pro Sekunde vom Scanner aufgezeichnet. Dadurch kann ein dreidimensionales Modell der Kieferstruktur erstellt werden. Auf diese Weise können in kurzer Zeit genaue Aufnahmen des Kieferbereichs gemacht werden.

Die Vorteile des Scans

Der Intraoralscanner vereinfacht nicht nur die Diagnose und die Planung des Behandlungsablaufes, sondern schafft auch eine angenehme und entspannte Behandlungsatmosphäre:

  • Digitaler Abdruck: Der Intraoralscanner ermöglicht eine nahezu berührungsfreie Durchführung des digitalen Kiefermodells und erfordert keinen herkömmlichen Abdrucknahme mehr. Dies eignet sich besonders gut für Patienten, bei denen die Abformung mithilfe von Abdruckmasse und Abdrucklöffeln zu einem unangenehmeren Würgereiz führt.
  • Detailgetrau: Der Intraoralscanner ermöglicht eine genaue Erfassung der Kieferstruktur. Die Echtzeitübertragung der aufgezeichneten Daten auf den Computer ermöglicht eine sofortige Kontrolle der Bilder.
  • 1:1 Abformung: Die genaue Zähneerfassung ermöglicht eine präzise Arbeit im Meisterlabor. Auf diese Weise ist es möglich, die digitalen Daten schnell zu versenden und die Anfertigung der Versorgung im Dentallabor so schnell wie möglich zu starten.
  • Geringeres Angstgefühls: Patienten mit lockeren Zähnen sowie Kronen oder Brücken werden durch den Verzicht auf Abformmaterialien und Abformlöffel vor einer Abformung besser entlastet. Beim Scannen, das auch geschmacksneutral ist, ist das Aushärten der Masse und das anschließende oft schwierige Herausnehmen des Löffels nicht mehr erforderlich.
  • Dokumentation: Durch die digitale Speicherung der Aufnahmen ist es möglich, einen ausführlichen Behandlungsplan zu erstellen und einen Vorher-Nachher-Vergleich bereits vor Beginn der Behandlung digital darzustellen.

Beispiel eines Scans:

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Fluorid: Fluch oder Segen?

Über die Verwendung von fluoridhaltigen Zahnpasten wird viel diskutiert. In den Medien wird häufig über Fluorids Schutzwirkung vor Karies berichtet, obwohl einige behaupten, dass Fluorid den Zähnen schadet oder sogar giftig ist. Auch ich werde in der Praxis sehr oft darauf angesprochen und möchte deshalb einige Mythen über Fluorid in diesem Artikel aufräumen und alle Fragen rund um das Thema so gut es geht klären.

Der Zahnschmelz ist das härteste Material im Körper, das wie ein mikrofeines Gitter aus Kristallfasern die Zahnoberfläche überzieht. Allerdings hat er eine Schwachstelle: Wenn zucker- oder kohlenhydrathaltige Getränke oder Speisen genossen werden, freuen sich die Bakterien im Mund. Denn dabei entstehen Säuren, die den Zahnschmelz porös machen. In den Lücken finden Bakterien ideale Nistplätze. Karies entsteht.

Fluorid schützt

Fluoride in der Zahnpasten helfen, Mineralien wie Kalziumphosphat in die Zahnoberfläche wieder einzulagern. Sie legen sich wie ein Schutzfilm um die Zähne. Nicht nur Wissenschaftler, auch Verbraucherschützer wie die Stiftung Warentest bestätigen, dass Fluoride für die Zähne ein Segen sind. Wer mit fluoridhaltiger Zahnpasta die Zähne putzt, muss deutlich weniger den Bohrer des Zahnarztes fürchten als jemand, der eine fluoridfreie Zahnpasta benutzt.

Ist Fluorid giftig?

Der Mythos, Fluorid sei giftig, hält sich hartnäckig. Fluorid ist aber im Gegensatz zu dem namensähnlichen Fluor nicht giftig oder gefährlich für den Körper. Es handelt sich um Salze, die ein wichtiges Spurenelement des menschlichen Körpers darstellen. Bei Fluoriden ist es ähnlich wie bei anderen Mineralstoffen: Werden sie zu hoch dosiert, dann können sie schaden. Deshalb ist auch die Angst, Fluoride könnten Zähne und Knochen von Kindern bröckeln lassen, nicht grundsätzlich falsch. „Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift; allein die Dosis macht`s, dass ein Ding kein Gift sei.“ Dieser berühmte Satz von Paracelsus trifft auch hier zu. Mit Natriumfluorid ist es ebenso wie mit Natriumchlorid, unserem Kochsalz: Auch das hat mit dem Chlor im Schwimmbadwasser nicht viel zu tun und wir salzen bereitwillig unser Essen damit. Vergiftungen mit Fluorid sind jedoch nahezu unmöglich. Es müsste eine Tube Erwachsenen-Zahnpasta verzehrt werden, damit ein sechsjähriges Kind Vergiftungserscheinungen zeigt. Ein Erwachsener müsste 3 Tuben Zahnpasta auf einmal schlucken, um erste Anzeichen einer Vergiftung zu entwickeln.

Wie entsteht Karies und was macht Fluorid?

In unserem natürlichen Zahnbelag leben Bakterien. Nehmen wir Zucker zu uns, nehmen diese Bakterien ihn ebenfalls auf, verstoffwechseln ihn und produzieren Säuren. Die schädigen unsere Zähne, weil sie Mineralien aus unserem Zahnschmelz herauslösen und so die Entstehung von Karies begünstigen. Diesem Prozess kann Fluorid entgegensteuern. Unser Zahnschmelz besteht zu einem großen Teil aus Hydroxylapatit, das sehr empfindlich auf Säuren reagiert. Putzen wir uns nun mit fluoridhaltiger Zahnpasta die Zähne, dringt das Fluorid in den Zahnschmelz ein und schmeißt dafür Hydroxid-Ionen hinaus. Durch diesen Tausch entsteht an der Zahnoberfläche eine hauchdünne Schicht eines festeren, stabileren Minerals namens Fluorapatit, dem Säuren nicht mehr viel anhaben können.  Haifischzähne bestehen übrigens zu fast 100 Prozent aus Fluorapatit. Das ist auch der Grund warum Haifischzähne besonders fest und widerstandsfähig sind.

Fazit: Die Studienlage ist eindeutig!

Aus über 600 internationalen Studien geht hervor, dass Fluorid einer der wesentlichen Faktoren ist, warum Karies in den letzten Jahrzehnten zurückgegangen ist. Fluorid ist sehr wirksam und sehr einfach anzuwenden. Wenn viele Menschen darauf verzichten würden, könnte Karies wieder zu einer ernstzunehmenden Erkrankung werden. Grundsätzlich sollte zweimal täglich mit fluoridhaltiger altersgerechter Zahnpasta geputzt werden. Altersgerecht heißt: In Zahnpasten für Erwachsene sollten 1.000 bis 1.500 ppm Fluorid enthalten sein, in Zahnpasta für Kinder bis 6 Jahre 1.000 ppm. In der Apotheke oder im Drogeriemarkt gibt es außerdem Fluoridgele und fluoridierte Mundspüllösungen zu kaufen, die einmal wöchentlich aufgetragen werden sollen. Bitte sprechen Sie gerne mit uns darüber, ob das bei Ihnen erforderlich ist. Bei einem erhöhten Kariesrisiko kann das der Fall sein. Sogenannte „White Spots“, weiße Flecken auf den Zähnen sind unter anderem ein Zeichen für Entkalkung. Dann ist eine zusätzliche Fluoridanwendung sinnvoll. Verfärbungen auf den Zähnen können allerdings auch ein Zeichen von Fluorose sein. Die entsteht, wenn zu viel Fluorid verwendet wurde. Das ist allerdings sehr selten und ein rein ästhetisches Problem.

 

Vielleicht noch ein interessantes Video zum Schluss: So gefährlich ist Fluorid in Zahnpasta – die Mathematik dahinter (youtube.com)

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Quellen

Snus – eine schleichende Bedrohung der Mundgesundheit

Ein beunruhigender Trend ist in den vergangenen Jahren zu beobachten: Eine zunehmende Anzahl von Jugendlichen zeigt Zahnfleischprobleme aufgrund des Konsums von Snus. Snus, kleine Tabaktüten, die unter die Lippe gelegt werden, erfreuen sich großer Beliebtheit bei Jugendlichen. Aber die Folgen für die Mundgesundheit sind beängstigend.

Vor den Auswirkungen des Snuskonsums warnen Zahnärzte. Die empfindliche Mundschleimhaut wird von den chemischen Substanzen in Snus angegriffen, die schwerwiegende Probleme wie Schleimhautentzündungen, Reizungen und sogar Parodontitis verursachen können. Allerdings ist das nicht alles: Snus erhöht auch das Risiko für Krebs. „Prinzipiell ist es eine weißliche Schleimhautveränderung, eine Leukoplakie, und daraus kann sich zu einem geringen Prozentsatz Mundhöhlenkrebs entwickeln“, sagt ein Experte in einem Interview mit orf.at.

Snus-Konsum steigt bei jungen Menschen

Die alarmierende Zunahme von Zahnfleischproblemen bei Jugendlichen in Österreich geht Hand in Hand mit der weit verbreiteten Verfügbarkeit von Snus. Dieses Produkt ist mittlerweile überall anzutreffen – sei es in öffentlichen Räumen, Nachtlokalen oder sogar an Schulen. Obwohl der Verkauf von Snus offiziell erst ab 18 Jahren erlaubt ist, ist es für Jugendliche oft leicht zugänglich.

Aufklärung in Schulen

Auch Schulen reagieren auf den Snus-Gebrauch unter ihren Schülern. An der HTL Bregenz werden weggeworfene, benutzte Beutel zu einem Ärgernis, da sie achtlos an Wände und Decken geworfen werden. Die Schulleitung hat reagiert und Snus-Beutel sind gemäß der Hausordnung nun im gesamten Schulgebäude verboten. Besonders besorgniserregend ist, dass sogar Erwachsene im Aufbaulehrgang den Snus im Unterricht nutzten. “Dort ist uns aufgefallen, dass sie aggressiv waren, wenn sie die Beutel nicht wechseln konnten. Da habe ich es zum ersten Mal in der Schule wahrgenommen. Sie waren es von der Arbeit gewohnt”, berichtet Direktorin Claudia Vögel im orf.at-Beitrag.

Die Schule spielt eine wichtige Rolle bei der Überwachung der Gesundheit ihrer Schüler. Im Rahmen der jährlichen Schuluntersuchungen wird auch der Mund auf mögliche Schäden durch Snus untersucht. “Wir schauen die Zähne und das Zahnfleisch an, aber die Schülerinnen und Schüler geben es natürlich zu”, erklärt Schulärztin Heide Jäger. Diese proaktiven Maßnahmen sind entscheidend, um frühzeitig potenzielle Gesundheitsprobleme zu erkennen und den Schülern die Unterstützung zu bieten, die sie benötigen, um gesunde Entscheidungen für ihre Zukunft zu treffen.

Zahnärzte als wichtige Ansprechpartner

Auch Zahnärzte spielen wir eine entscheidende Rolle dabei, junge Menschen über die Risiken des Snuskonsums aufzuklären und sie zu ermutigen, gesunde Alternativen zu wählen. Es ist wichtig, dass sie Eltern, Lehrer und die Gesellschaft insgesamt sensibilisieren, um diesem gefährlichen Trend entgegenzuwirken.

Wenn Sie in Ihrer Praxis vermehrt Fälle von Zahnfleischproblemen oder anderen Symptomen sehen, die auf den Konsum von Snus hinweisen könnten, ist es wichtig, die Patienten darüber aufzuklären und gegebenenfalls weiterführende Untersuchungen zu empfehlen. Prävention und Aufklärung sind der Schlüssel, um die Mundgesundheit unserer jungen Generation zu schützen und sie vor den schädlichen Auswirkungen von Tabakkonsum zu bewahren.

Quelle: softdent.at

Was ist eine Bestellpraxis?

Mit der Bestellpraxis bzw. Terminpraxis ist eine Organisationsform einer Arztpraxis gemeint, bei der Patienten vor dem Arztbesuch einen Termin vereinbaren müssen. So wird sichergestellt, dass jedem Patienten genügend Zeit zur Behandlung zur Verfügung steht.

Vorteile einer Bestellpraxis

Für die Praxis hat das den Vorteil, dass das Patientenaufkommen gleichmäßig verteilt werden kann. Die Patienten profitieren gleichzeitig von meist kürzeren Wartezeiten in der Praxis, da der jeweilige Zeitrahmen für sie reserviert wurde. Die Umsetzung einer Bestellpraxis ermöglicht somit eine effizientere Organisation der Praxisabläufe und eine bessere Planbarkeit für sowohl Ärzte als auch Patienten. Das Gegenteil der Bestellpraxis ist die offene Sprechstunde, bei der die Patienten den Arzt ohne eine vorherige Terminvereinbarung aufsuchen dürfen.

Wie funktioniert eine Bestellpraxis?

Nach dem sogenannten Bestellsystem zu arbeiten, heißt auch, wenn Sie das erste Mal in unserer Praxis sind, wird bei diesem Erstbesuch Diagnose, Behandlungsvorschläge, mögliche Alternativen sowie der Heilkostenplan ausführlich besprochen. Danach vereinbaren wir gemeinsam mit Ihnen die folgenden Behandlungstermine, sodass der Therapieplan zügig und systematisch umgesetzt werden kann.

Bitte vereinbaren Sie in jedem Fall vorher mit uns telefonisch oder per App oder Online-Rezeption einen Termin. Auch als Schmerzpatient bitten wir Sie, einen Termin zu vereinbaren, bzw. vorher in der Praxis anzurufen, da wir Ihnen eigens dafür reservierte Zeiten anbieten können.

Wir bemühen uns stets Sie in der Praxis nicht warten zu lassen. Trotzdem kann es gelegentlich zu Verzögerungen kommen, etwa wenn uns überraschend Akut- oder Schmerzpatienten ohne Voranmeldung aufsuchen oder Komplikationen auftreten.

Was kann ich als Patient dazu beitragen?

Damit dieses System reibungslos funktioniert sind wir aber auch auf Sie angewiesen: Bitte vereinbaren Sie in jedem Fall vorher einen Termin und halten Sie Ihre Termine stets pünktlich ein. Wenn Sie einen Termin nicht einhalten können, ersuchen wir sie,  diesen umgehend abzusagen. So können wir die frei werdenden Slots anderen Patienten zur Verfügung stellen und mit Ihnen einen neuen Termin vereinbaren.

Gerne können Sie bei uns Termine rund um die Uhr über unsere Online-Rezeption vereinbaren, oder Sie melden sich zu unseren Ordinationszeiten telefonisch zur Terminabstimmung!

Last-Minute-Termine

Immer wieder kommt es bei uns zu kurzfristigen Terminabsagen und dadurch werden spontan Termine frei. Diese freien Termine werden über unsre App zahn-gesund.at (im App Store oder Play Store erhältlich) per Push-Benachrichtigung veröffentlicht. Die Vergabe erfolgt dann durch das first-come-first-serve-Prinzip.

Wie muss ich vorgehen?

  1. Die APP zahn-gesund.at aus dem App Store herunterladen (für Apple und Android)
  2. Push-Nachrichten für die App erlauben/aktivieren
  3. Sobald ein Termin spontan frei wird, erhalten Sie eine Push-Nachricht
  4. Klicken Sie auf die Nachricht und Sie werden auf unsere Online-Rezeption weitergeleitet
  5. Folgen Sie den Anweisungen in unserer App und reservieren Sie sich den freien Termin

Der Schnellste bekommt den Termin, dies bedeutet Last-Minute-Termine werden mittels first-come-first-serve-Prinzip vergeben.

Hier geht’s zur App

Dem Land gehen die Kassenzahnärzte aus!

Aktuell sind circa 10 Prozent der zahnärztlichen Kassenplanstellen unbesetzt beziehungsweise unbesetzbar. In den vergangenen 10 Jahren ist die Anzahl der Kassenzahnärztinnen und -ärzte um neun Prozent zurückgegangen und die der Wahlzahnärztinnen und -ärzte um denselben Prozentsatz angestiegen. Gleichzeitig ist Österreichs Bevölkerung um 7,7 Prozent gewachsen. In den kommenden zehn Jahren werden 46 Prozent der Kolleginnen und Kollegen mit Kassenvertrag ihr Pensionsantrittsalter erreichen. Viele von ihnen werden unter den derzeitigen Bedingungen keine Praxisnachfolge finden. Die kassenzahnmedizinische Weiterbetreuung unserer wachsenden und überalternden Bevölkerung ist somit mehr als unsicher.

Kassenzahnarztsystem steht vor Zusammenbruch

Das zahnmedizinische Kassensystem wird seit Jahren kaputtgespart. Viele junge Zahnärzte meiden den Eintritt ins solidarische Gesundheitssystem und arbeiten lieber als Wahlzahnärzte, warnt die Österreichische Zahnärztekammer angesichts der aktuellen Entwicklung. Zudem legen viele Kassenzahnärzte ihre Verträge zurück und steigen aus dem System aus. Wenn nicht bald richtungsweisende Entscheidungen zur Stärkung des öffentlichen Gesundheitssystems getroffen werden, droht dieses endgültig zu kippen.

Der Wahlkampfslogan, Wahlärzte in das Kassensystem zwingen zu wollen, wird von der Zahnärztekammer als wenig zielführend erachtet. Gleiches gilt für einen Starterbonus von 100.000 Euro für die Gründung einer Kassenpraxis, der wettbewerbsrechtlich als bedenklich einzustufen ist. Nach Ansicht der Österreichischen Zahnärztekammer dient ein solcher Bonus nur dazu, junge Zahnärzte in ein kaputtgespartes Kassensystem zu locken.

Maßnahmenpaket zur Steigerung der Attraktivität des Kassensystems

Um den Zugang zum Gesundheitssystem auch in den nächsten Jahren sicherstellen zu können, hat die Österreichische Zahnärztekammer ein Maßnahmenpaket geschnürt, das die Übernahme eines zahnärztlichen Kassenvertrages wieder attraktiv machen soll. Dieses beinhaltet neben der Anhebung der zahnärztlichen Kassentarife durch die Sozialversicherungsträger auch eine Senkung der Einkommensteuer für Kassenleistungen im niedergelassenen zahnärztlichen Bereich sowie eine Steuerbefreiung für Überstunden angestellter Zahnärzte.

Gefordert wird auch eine partnerschaftliche Lösung des Amalgamverbots, das am 1. Januar 2025 in Kraft tritt sowie eine Problemlösung in Bezug auf die “unechte Umsatzsteuerbefreiung”. Weiters umfasst das Maßnahmenpaket mehr Studienplätze für Zahnmedizin und eine sofortige Wiedereinführung der Inländerquote beim Zugang zum Zahnmedizinstudium,  die Weiterentwicklung der Zusammenarbeitsformen im niedergelassenen zahnärztlichen Bereich, um Familie und Beruf noch besser in Einklang bringen zu können sowie die Wiederherstellung der Parteistellung und der Rechtsmittelrechte der Österreichischen Zahnärztekammer.

Quelle: APA-OTS